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Im Facebook-Forum: „Classical Horsemanship“ bin ich mit folgender Aussage im Bezug auf den Pferderücken konfrontiert worden: „Den Rücken können sie nicht bearbeiten! (…) Ich kenne sonst nur passive Maßnahmen ( also von außen) um die Rückenmuskulatur zu bearbeiten, wie massieren, strecken, dehnen usw. Sicherlich gut, aber als aktives Training für den Rücken ist mir nur die Arbeit über die Gliedmaßen bekannt.“

Die zitierte Aussage stammt keineswegs von einem Anfänger sondern von einer erfahrener Ausbilderin, die selber Bewegungsschulungen anbietet und ein Reihe sehr wichtigen (und richtigen) Prinzipien in ihrer Arbeit befolgt (Mobilität des Unterkiefers, Wichtigkeit von Stressfreiheit usw.).

 

Ich persönlich sehe das ganz anders denn die Einwirkung auf den Pferderücken stellt für mich den grundlegenden Maßstab dar, mit dem ich den Erfolg und die Wirksamkeit meiner eigenen Arbeit im Alltag beurteile.

 

Im darauffolgenden Gedankenaustausch bin ich gebeten worden, meine Erfahrungen diesbezüglich zu schildern, was ich hiermit versuche.

 

Wie kann man also direkt auf den Pferderücken einwirken?

Zu aller erst: es müssen einige Grundbedingungen erfüllt werden:

  • Zwang und Stress in jedweder Form machen diese Arbeit zur Nichte, noch bevor sie angefangen hat.
  • Abgesehen von allgemeinen Trainings-Bedingungen und der Beziehung zwischen Mensch und Pferd, die man aber jedem guten Horsemaship-Training entnehmen kann, betrifft die Forderung der Zwangslosigkeit auch die Hilfengebung.
  • Eine klare Absage gilt also für jedwedes Ziehen am Zügel (egal ob man es unter dem Deckmantel der „Anlehnung“ macht oder nicht).
  • Das gilt auch für jedes konstante (sprich: abstumpfende) Treiben mit den Schenkeln
  • und auch für jedes Wackeln im Sattel nach dem Motto: ich-wackle-nicht-sondern-ich-treibe.
  • Auch das ständige Reiten übers Tempo sowie das jagen des Pferdes bis es nassgeschwitzt ist muss ausbleiben.

 

Der Reiter verhält sich also in der Praxis so, wie es ohnehin in allen Büchern steht: er sitzt ausbalanciert und ruhig (also nicht störend), treibt nur dann, wenn wirklich notwendig (und niemals mehr) und führt die Zügel weich und gefühlvoll aus dem unabhängigen Sitz heraus (sprich die Hände wirken niemals rückwärts, also auf den Bauch zu). Dabei reitet er das Pferd zwar stellenweise energisch, aber IMMER ruhig und niemals außer Atem.

 

Das ist die eigentliche Schwierigkeit, an der die meisten scheitern.

Wenn man dieses erreicht hat, ist der Rest eigentlich einfach:

 

Jede Bewegung des Pferdes (außer in extremen Flucht- und Kampfsituationen) hat sowohl eine Schub- als auch eine Trag-Komponente. Die sind natürlich unterschiedlich stark ausgeprägt, die Schiebende ist die meiste Zeit stärker.

 

Die Frage, welche davon man kultiviert, finde ich aber durchaus berechtigt.

Die offiziellen FN-Richtlinien „vergessen“ die Tragkomponente und widmen sich gezielt und ausschließlich der Schulung der Schubkraft. Das macht tendenziell sowohl den Rücken als auch die Anlehnung fester, wovon zumindest die letzte Folge (innerhalb vom diesen System) als erwünscht gilt.

Die Versammlung versucht man dann erst später zu erreichen, durch die sog. Umwandlung der Schubkraft in die Tragkraft, was aber einige (mittlerweile allgemein bekannte) Schwierigkeiten mit sich bringt.

 

Man kann aber auch direkt die tragende Komponente kultivieren.

Das hat nicht nur den Vorteil, dass dabei die Fähigkeit zur vermehrten Schubkraftentfaltung wie von selbst entsteht, sondern die Tragende ist deswegen interessant, weil sie mit dem positiven Aktivieren des Rückens (ich nenne es weiter verkürzt: Anheben) direkt verbunden ist. In der Arbeit mit rückenkranken Pferden bzw. Menschen ist das oft der einzige gangbare Weg.

Er erfordert zwar, neben den eingangs erwähnten Voraussetzungen, noch eine Prise Feingefühl, ist aber durchaus machbar.

 

Von dort ist der Weg zur Einwirkung auf den Rücken recht einfach.

Die Grundalge bildet die Tatsache, dass das Pferd sich ohnehin nicht die ganze Zeit identisch verhält: Der Anteil an Schub- und Tragkraft verändert sich in jeder Situation, zumindest geringfügig.

Wenn man also nicht versucht, etwas zu erzwingen, womöglich noch durch Zügelziehen, sondern die erwünschten Momente, also die, wo die Tragkraft deutlicher ausgeprägt ist als sonst, abwartet und dann positiv verstärkt, ist der Rest reine Geduldsache:

So wie man in jeder Reiteinheit immer aufs Neue die Geraderichtung und die Légèreté kultiviert (sprich man verhält sich so, dass diese auf immer feinere Hilfen und im immer stärkeren Grad zu erreichen sind), so versucht man auch, eine Koppelung zwischen der Schenkelhilfe und dem Anheben des Rückens zu erzielen und zu fordern. Am Anfang sind die Augenblicke des Einklangs natürlich eher zufällig und selten aber nach und nach spürt man, dass das Pferd die Schenkelhilfe weniger mit Schieben und mehr mit Anheben des Rückens beantwortet. (Ich glaube, dass auch die deutschsprachigen Reitmeister, die von einem „ziehenden“ Schenkel geschrieben haben, auch zumindest etwas Ähnliches meinten.)

 

Wenn man das weiter verfeinert, bekommt man mit der Zeit ein Pferd, das auf die Schenkelsignale mit einem klaren Anheben des Rückens antwortet, man hat also dann eine Einwirkung auf den Rücken etabliert.

Ab dann braucht man nicht mehr den Umweg über die Gliedmassen zu gehen, sondern hat wirklich eine direkte Einwirkung, was sich ab bestimmten Ausbildungsstand gut im Stand demonstrieren lässt, wenn die Gliedmaßen immobil bleiben, der Reiter aber die Spannung im Rücken und das Anheben des Rückens direkt beeinflussen kann.

Mit fortschreitender Ausbildung, wenn das Pferd feiner auf den Sitz reagiert, kann man die Anspannung des Pferdrückens direkt mit der Anspannung des Reiterrückens regulieren. Das ist aber nicht nur langwieriger zu erreichen sondern muss auch ständig aufrecht erhalten und immer aufs Neue feinjustiert werden (ähnlich wie das Geraderichten). Es bleibt also den Reitern vorbehalten, die die Möglichkeiten haben, mit Ihren Pferden oft und regelmäßig zu trainieren.

 

Wer das selber nicht erfahren hat, wird sich es wahrscheinlich nur schwer vorstellen können. Viele werden es niemals weder fühlen noch erreichen können, weil sie die eingangs erwähnten Voraussetzungen nicht erfüllen, sprich durch permanent gefühllose Hilfen von vorneherein das Pferd fest machen und damit die Wirkung der treibenden Hilfen auf reine Schub- (also Flucht-) Komponente begrenzen.

Den Reitern aber, die sich ohnehin zu der kultivierten Reiterei mit ihrer feinen Hilfengebung hingezogen fühlen, kann ich nur empfehlen, in diese Richtung zu forschen, denn die Ergebnisse lassen sich auf die beschriebenen Art und Weise relativ einfach erreichen und bereiten einem viel Freude.

 

Die Freude kommt vor allem aus der stressfreien Arbeit.

Wenn man weiß, wie wichtig das Prinzip „Position vor Bewegung“ für eine stressfreie Pferdeausbildung ist, dann kann man sich unschwer vorstellen, dass wenn man den Pferderücken, also die eigentliche treibende Kraft, bereits vor der Übung in die zu der Aufgabe am besten passende Position und Spannung versetzen kann, gelingen die Übungen um so müheloser und das Pferd ein ganz anderes Vertrauen in seinen Reiter entwickelt.

 

In diesem Sinne kann ich nur zum Ausprobieren raten – auch wenn bei ersten Versuchen eine gewisse Geduld vonnöten ist, bis die Ergebnisse sichtbar werden.

 

 

 

 

 

Die diversen Schwierigkeiten haben sich beheben lassen, die Kandare Baucher ist wieder lieferbar, wenn auch mit 2 Modifikationen:

  • Sie wird jetzt standardmässig aus Edelstahl und ohne Bosette hergestellt.
  • Dafür ist der Preis günstiger geworden: 175,-Euro

Die Variante mit Bosette ist als Sonderanfertigung (gegen Aufpreis) auf Anfrage erhältlich.

Wegen Schneefall ist der Lehrgang verschoben – auf Januar 2011.

Sorry, aber das Wetter war zu geährlich für die Teilnehmer die mit Hänger areisen müssen.

Reitkurs auf der Anlage des Reitvereins Algershofen (bei Munderkingen / nähe Ulm)

Teilnahme noch möglich – bei Interesse bitte kontaktieren:
Frau Angela Schacher, Tel.: 0173 30 60 610

Ich habe vor Kurzem folgende Aussage zu lesen bekommen:

Soweit ich weiß, wurde Baucher ja hauptsächlich deshalb so kritisiert weil seine Pferde keine Gehlust mehr zeigten und sich sein Zirkussystem nicht aufs Alltagsreiten übersetzen ließ.

Da diese Aussage von einer ausgesprochen kompetenten und überdurchschnittlich gut gebildeten Reiterin stammte, dachte ich mir dass dieses Vorurteil ganz schon verbreitet sein muss. Deswegen habe ich mich nicht nur beeilt ihm auszuräumen, sondern dachte ich auch, etwas darüber  ins Netz zu stellen, denn vielleicht gibt es noch mehr Menschen, die das Interessiert.

Ist also Baucherismus alltags-tauglich?

Die Erste Manier

Nach meinem Wissen stimmt das mit der Gehlust insofern, als dass Bauchers Pferde  zur Zeit der Ersten Manier phasenweise tatsächlich wenig Gehlust zeigten. Was nicht verwunderlich ist, wenn man den massiven Handeinsatz aus dieser Zeit bedenkt. Viele heutigen Reiter, die mit ähnlich massiven Handeinsatz reiten, haben mit dem gleichen Problem zu kämpfen und sind sehr erstaunt, wenn ihr bis dato „faules“ Pferd innerhalb von einer halben Stunde plötzlich ganz verwandelt wird, nur weil Frauchen/Herrchen gelernt hat, in der Hand feiner zu werden.

Später (Zweite Manier) war es dem aber nicht mehr so, im Gegenteil, Baucher gelang es ausgesprochen gute und saubere Grundgangarten zu produzieren. Was ja bekanntlich ohne gute Gehlust nicht funktioniert.

Und trotzdem:  bereits zur Zeit der Ersten Manier haben Bauchers Experimente bei der Französischen Kavallerie gute Ergebnisse geliefert – zumindest im Vergleich mit dem, was die anderen Instruktoren vermochten.  Interessanterweise aber funktionierte das nur so lange, so lange Baucher oder sein Sohn Henri die Aufsicht über den Reitunterricht hatten. Ohne ihre Anwesenheit ging das nicht, was nicht schwer zu erklären ist: die Erste Manier war noch lange kein gutes System, aber  Baucher war schlichtweg ein Genie, der wahrscheinlich nach JEDEM System hätte Pferde gut ausbilden können.

Und die Zweite Manier?

Der Hauptgrund, warum sich auch die Zweite Manier nicht ohne weiteres auf den Alltag übertragen ließ lag – laut zeitgenössischem Bericht von l’Hotte – mehr an der Finesse, die nicht jedem Alltagsreiter zu eigen ist, als an dem System selbst. Was ich selber gerne bereit bin zu glauben, denn wie viele Leute kennt man schon, die außer Einerwechsel auf der Volte auch Galopp rückwärts beherrschen sowie nach Belieben zwischen einer schnellen und einer langsamen Piaffe wechseln können?

Dieser hohe Anspruch an den Reiter war übrigens auch (laut l’Hotte und anderen Zeitzeugen) der Hauptgrund, warum d’Aure das Rennen gemacht hat. D’Aure war der Hauptgegner Bauchers in Kampf um den großen Auftrag: ein neues Ausbildungskonzept für die Französische Kavallerie zu entwerfen – und hat gewonnen.

Auch wenn ich Baucher gerne die Ehre gönnen wurde und obwohl in der Entscheidungsfindung persönliche Abneigungen gegen ihm sicher eine Rolle spielten, war zu dieser Zeit d’Aure trotzdem wahrscheinlich die bessere Wahl: Obwohl D’Aure sein Können an der königlichen Schule in Versailles gelernt hat und dadurch mit den Finessen der höchsten Reitkunst bestens vertraut war, hat er sich davon gelöst und ein neues, an das Englische Vollblut angepasstes System entwickelt. Dieses Ausbildungssystem war einfach und für JEDERMANN nachvollziehbar, somit für die Kavallerie zweckmäßiger. Es unterschied sich übrigens nicht allzu sehr von einem anderen, bekannten und weit verbreiteten Reitsystem: kräftige Beine treiben das Pferd gegen die kräftig aushaltende Arme und wer bremst hat verloren. Fertig ist das Reitpferd…

d'Aure

Antoine-Henri-Philippe-Leon Vicomte d’Aure bei einem Jagdasuflug.
Wirklich interessant finde ich den gesturzten Reiter im Hintergrund, der dem Vicomte offensichtlich keine große Sorgen bereitet – gewisse Opfer gehörten zu seinem System dazu. Da war Baucher ganz anders, er hat sich bemüht wirklich JEDEM Individuum zu einer Weiterentwicklung zu verhelfen.  Sein System der perfekten Beherrschung der Pferdekräfte sollte zum Teil auch
dafür die Sorge tragen, dass dem Reiter solches nicht so schnell passiert…

War also Bauchers System doch untauglich?

Die wenigen, die es vermochten, wandten natürlich Bauchers System auch auf die Gebrauchspferde an. Sie erkannten aber auch das oben beschriebene Problem und suchten nach Auswegen. Irgendwann entwickelten sie  eine etwas einfachere Variante, die für Jagd-  und Gebrauchspferde bestimmt war. (Bei Cadmos kommt bald ein neues Buch, in dem man die diesbezüglichen Schriften von de Kerbrech, La Garonne und Rul nachlesen kann.)

de kerbrech, rul

Diese Variante hat eine Riesenkarriere gemacht, die den bis dahin verstorbenen Baucher sicher für alle Niederlagen seines Lebens königlich entschädigt hätte. Wovon so gut wie niemand mehr heute etwas weiß: Sie ist von der US-Cavalry als die offizielle Reitvorschrift übernommen worden. Das geschah nicht einfach so, sondern nach einer sehr langwierigen Abwägung gegen alle anderen Europäischen Systeme. So viel zu Alltagstauglichkeit.

Nach der  Auflösung der Kavallerie in den USA haben die Instrukteure die Zivilisten unterrichtet und damit die Baucheristischen Ideen in ganz Amerika verbreitet. Auch wenn die heutigen Westernreiter ihre Wurzeln lieber bei den Spanischen Vaqueros suchen: wenn man die Baucheristische Gebrauchsvariante kennt, findet man ihre Spuren nicht nur in der Arbeit von vielen Westerntrainer, sondern interessanterweise auch bei Pionieren des Horemanships, wie Tom Dorrance (Lehrer von Ray Hunt).

Tom Dorrance

Tom Dorrance

Einer der Toms Brüder (Fred, so weit ich es mich erinnern kann) kam in Kontakt mit den Lehren von Fort Riley (der letzten Kavallerieschüle Amerikas) und hat das gelernte der Familie zur Verfügung gestellt. Ob auch Tom das Wissen seines Brüders integriert hat kann man sicher streiten. Mehr als Spaß habe ich hier die wichtigsten Prinzipien des Dorrance-Horsemanships (True Unity) (von Milly Hunt Porter zusammen getragen und frei von mir übersetzt) den ursprünglichen Aussagen Bauchers gegenüber gestellt:

  1. Das Pferd muss lernen von alleine zu arbeiten (Baucher: „Gib ihm das Gefühl er ist sein eigener Meister“)
  2. Das Pferd muss lernen für jede Bewegung die entsprechende Haltung anzunehmen (Baucher: „Position vor Bewegung“)
  3. Arbeite anfangs sehr langsam, dann gehst Du schneller voran (Baucher sagt das gleiche an sehr vielen Stellen, bedenke auch sein Prinzip des Decomposers.)
  4. Das Pferd muss total locker sein um sich frei zu bewegen (Baucher: „Verspannungen und Steifheit als Ursachen aller reiterlichen Probleme“)
  5. Wenn das Pferd die Bewegung ohne die richtige Balance angefangen hat, macht es keinen Sinn fortzufahren. (Baucher: „Wenn Lègéretè verloren geht hat alles andere keinen Wert!“)
  6. Alle Probleme, die sich im Schritt und Schritt-Übergängen zeigen, werden in allen drei Gangarten sichtbar sein. (Baucher: „Schritt ist die Mutter aller Gangarten!“)

Ob das alles nur ein Zufall ist?…

baucher stars and stripes

In diesem Sinne! 🙂

Tomek

Reitkurs auf der Anlage des Reitvereins Algershofen (bei Munderkingen / nähe Ulm)

Teilnahme noch möglich – bei Interesse bitte kontaktieren:
Frau Angela Schacher, Tel.: 0173 30 60 610

An alle die sich schon angemeldet haben:

Der am 12.06 geplante Lehrgang in Algershofen / Munderkingen ist jetzt wegen Arbeiten in der Reithalle um einen Tag verschoben worden, d. h. er findet jetzt am 13.06 statt!!!

Details hier

Ich habe einen Text über die Impulsion ins Netz gestellt, unter Arbeitsphilosophie.

Hier gehts weiter zu dem Text

Impulsion, die aus dem Geist des Pferdes ausstrahlt, ist eine Qualität, die zwar mit menschlicher Brutalität immer wieder entfacht werden kann, aber, ähnlich wie der edle Eifer eines Soldaten, ohne Selbstrespekt nicht (dauerhaft, Anm T.T.) existieren kann.

Beudant

Etienne Beudant 1863 – 1949

Klare Worte

Die Gesellschaft Xenophon hat am 5. Mai Stellung  zu dem FEI-Entschied bezüglich der Rollkur bezogen.

Es scheinen Praktiker am Werk zu sein, denn die Stellungnahme spricht wirklich wesentliche, praktische Aspekte an und ist dabei angenehm frei von jedweder Hetze. Hier ein Auszug:

Aggressives Reiten zu verdammen reicht nicht, weil der Steward dann nur äußerlich sichtbare, sprich aktiv grobe Einwirkungen wird sanktionieren wollen und können, nicht aber die für das Pferd genauso stressenden verdeckten.

Zusammen mit dem, was ich auf der Pferd International 2010 beobachten konnte (siehe mein Beitrag diesbezüglich) macht es Hoffnung, dass manche Dinge sich doch in eine bessere Richtung bewegen.

Wer den ganzen Text lesen möchte findet ihm hier

Und hier noch ein Link zu Xenophon

Die freien Minuten auf der Messe habe ich genützt, um bei den Tournieren zuzuschauen. Ähnlich wie letztes Jahr ist dort die Dressur in sehr hohen Klassen geritten worden. Verständlicher Weise habe ich einige Zeit am Rande des Abreiteplatzes in der Dressur Arena verbracht.

Dort erwartete mich eine sehr schöne Überraschung, die ich gar nicht vermutet hatte: Ich habe dort DEUTLICH weniger Rollkur (und sonstige schreckliche Bilder) gesehen, als noch im Jahr zuvor. Unser aller Bemühungen um Aufklärung und Bekämpfung scheinen also doch zu wirken! Obwohl die Rollkur weiterhin offiziell erlaubt ist, wenn auch unter anderem Namen, habe ich keine Reiter gesehen, die sie so unverfroren praktizierten wie noch vor einem Jahr. Im Gegenteil, auf dem Abreiteplatz haben sich alle bemüht, so zu tun, als würden sie ganz normal reiten.

Natürlich konnte man anhand der fehlerhaften Bemuskelung der Pferde und ihrer steifen, verkrüppelten Gänge unschwer erkennen, wer daheim rollt und wer nicht. (Ich frage mich, ob die Richter es auch sehen? Und falls ja, warum sie es ignorieren?)

Die Bemühungen um ein nettes Erscheinungsbild nahmen deutlich zu wenn Edward Gal mit seinem Totilas gerade auf dem Platz zu sehen war. Dieses fantastische Pferd ist nicht umsonst ein Publikumsmagnet. Seine tänzerische Bewegung, freies Schulterspiel und federnde Hanken, erinnern viel mehr an die klassische Vorbilder als der verspannte, zwanghafte Gang, der in den letzten Jahren kennzeichnend für den Dressursport geworden ist. Das kommt aber nicht von ungefähr: das Pferd wird auch fein geritten. (Natürlich wenn ich ein Wörtchen mitreden dürfte, wurde ich Totilas mehr Freiheit im Hals wünschen, nicht ganz so eng.) Und trotzdem: im Vergleich zur Konkurrenz, leider oft genug gerade auch der Namhaften, sah das Pferd wie von einem anderen, pferdefreundlicheren Stern kommend aus.

Mich beeindruckte seine – für ein Grand-Prix-Pferd angemessen entwickelte – Nackenmuskulatur sowie die starke Aktivität der Hinterbeine. Das kontrastierte sehr stark mit den eingefallenen Oberlinien, falschen Knicken und schleppenden, nach hinten herausgestellten Hinterbeinen seiner rollenden Konkurrenten. Diese Zeichen lassen vermuten – oder zumindest hoffen – dass das alles keine Show war sondern, dass das Pferd auch daheim etwas feiner ausgebildet wird.

Wenn dem so ist (was ich sehr hoffe!), dann ist Totilas das bestmögliche Argument gegen alle schreckliche Ausbildungstechniken: ein lebendiger Beweis nämlich dafür, dass ein fein ausgebildetes Pferd sich um Klassen besser (und schöner) bewegen kann, als all die armen Viecher, die die so genannte „neue Trainingsmethode“ über sich ergehen lassen müssen.