Für Karin, Constanze, Angela, Gabi, Judith und viele anderen…
Immer wieder erlebe ich, dass Reitschüler und reitende Freunde voll Selbstzweifel sind, was ihre Reiterei betrifft und an das Aufhören denken.
Interessanter Weise handelt es sich dabei ausnahmslos um Menschen, die sehr feinfühlige und engagierte Reiter sind, die ihr Bestes geben und ständig bestrebt sind, noch besser zu werden – zum Wohle des Pferdes.
Wie oft habe ich Reiter gesehen, die ihr Pferd in einer Art und Weise ritten (siehe die aktuelle Diskussion zum Thema Rollkur und Low-round-deep) dass ich mir mit jeder Zelle wünschte, sie mögen Zweifel an ihrem Tun bekommen, vielleicht sogar mit dem Reiten ganz aufhören? Fehlanzeige, bei denen passiert es nicht. Im Gegenteil, sie scheinen meistens sehr von sich überzeugt zu sein.
Warum zweifeln ausgerechnet die Menschen, ständig bemüht sind, den Bedürfnissen des Pferdes gerecht zu werden?
Die Antwort auf diese Frage kenne ich leider auch nicht, dafür aber ein interessantes Phänomen, von dem ich erzählen möchte:
Unter den Schülern der Alexander-Technik gibt es die sogenannte Alexander-Depression. Es geht so: Im Laufe der Ausbildung entwickelt sich die Wahrnehmung so stark und so schnell, dass man alles, was man tut – auch die Fehler – wie in einem Vergrößerungsglas sieht. Das gibt den Menschen das Gefühl, ihre Sache schlechter zu machen als zuvor, obwohl in Wirklichkeit das Gegenteil wahr ist. Ihre Koordination und ihr Gleichgewicht sind im Laufe der Ausbildung besser geworden, davon kommt auch die gestärkte Wahrnehmung. Und gerade sie gibt den Boden für die Zweifel.
Zweifelsohne sind aufkeimende Zweifel ein Signal, inne zu halten und das eigene Tun zu überprüfen. Nur man soll es auch wissen, dass wenn man gerade in einem Prozess der Wahrnehmungs-Entwicklung ist (und feines Reiten ist sicher so ein Prozess) neigt man dazu, eigene Fehler viel deutlicher zu sehen als sie in Wirklichkeit sind. Was einem dann aufs Gemüt schlägt.
Ganz nüchtern betrachtet kann man also sagen, dass in so einem Fall – wie aus dem Beispiel der Alexander-Depression ersichtlich – die übermäßigen Selbstzweifel keineswegs ein Zeichen davon sind, dass man vom Weg abbekommen ist. Im Gegenteil, ihr verstärktes Aufkommen signalisiert, dass man gerade eine wichtige Entwicklung durchmacht, also auf dem richtigen Weg ist.
Allen, die sich gerade in einer Sackgasse fühlen möchte ich ein Bild widmen, dass mir ein Freund mal zugeschickt hat. Ein Bild, dass das Gefühl der Auswegslosigkeit sehr gut illustriert: